Energiemanagement-Systeme werden auch für Privathaushalte immer interessanter, indem sie dabei helfen, Energie zu sparen und den selber produzierten Strom optimal zu nutzen. So schonen sie auch die Netzinfrastruktur. Dies macht diese innovativen Systeme zu zentralen Lösungsansätzen für die Herausforderungen unserer Energiezukunft.
Energiemanagementsysteme (EMS) wurden ursprünglich für Industrie und Gewerbe entwickelt. Mittlerweile eignen sie sich aber auch für Privathaushalte, in denen selbst Strom erzeugt wird. Das Ziel eines EMS ist die effiziente Verteilung von selbst erzeugtem Strom, sodass weniger aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen werden muss. Dafür werden stromerzeugende Anlagen mit den Stromverbrauchern eines Haushalts vernetzt. Doch Sascha Hintermann, Leiter Gebäudetechnik bei der Kierzek AG in Kreuzlingen, räumt ein: «Aktuell sind EMS in Privathaushalten noch selten verbaut. Infolge der Energiemangellange ist das Interesse jedoch stark angestiegen. Die Eigentümer möchten wissen, wie viel Strom z. B. die Waschmaschine oder der Kühlschrank verbraucht.»
Viele Vorteile dank EMS
Vor allem bei der kombinierten Nutzung einer Photovoltaikanlage, eines Stromspeichers und einer Wärmepumpe bietet ein EMS viele Vorteile. So überwacht ein Energiemanagementsystem das gesamte Energiesystem des Hauses, identifiziert variable Stromverbraucher und verschiebt deren Verbrauch auf Tageszeiten, an denen viel Strom zur Verfügung steht. Dazu gehört zum Beispiel das Elektroauto, aber auch moderne Wasch- oder Spülmaschinen lassen sich so steuern. Die Energieflüsse im Haus werden so optimiert, dass der gesamte Haushalt dann am meisten Strom verbraucht, wenn auch die Energieanlage die grösste Menge produziert.
Energieverbrauch reduzieren dank EMS
Mit einem gut abgestimmten Energiemanagement ist es möglich, den Energieverbrauch massiv zu reduzieren. Denn dank der intelligenten Steuerung werden zum Beispiel das Heizungswasser und das Warmwasser mit selbst produziertem Solarstrom aufbereitet. Das ergibt folgende konkreten Verbesserungen:
- Bis zu 80 % des Warmwassers können durch die Photovoltaikanlage aufbereitet werden.
- Bezüglich der Heizung (Wärmepumpe) ist es möglich, 30 % des Heizbedarfs mit Solarstrom zu betreiben.
- Die Photovoltaik kann das Laden eines Elektrofahrzeugs etwa zu 40 % übernehmen.
- Der Eigenverbrauch kann so weit optimiert werden, dass er dank des Energiemanagements bis zu 80 % beträgt.
Ein EMS hilft Ihnen, den Überblick über Ihren Stromverbrauch zu behalten, und liefert unter anderem folgende Informationen:
- Wann ist der beste Zeitpunkt, um das Elektroauto zu laden?
- Was ist der grösste Stromfresser in Ihrem Haushalt?
- Wann soll der Strom-speicher laden und entladen?
Das Energiemanagementsystem sorgt auch dafür, dass Geräte, die länger im Stand-by-Modus sind und nicht genutzt werden, automatisch abgeschaltet werden. In Spitzenzeiten, in denen besonders viel Strom verbraucht wird, kann das EMS solche Geräte vom Hausnetz abkoppeln oder die Stromzufuhr drosseln. Die Bedienung des EMS erfolgt ganz einfach über ein Smartphone oder ein Online-portal, wo die Daten analysiert und aufbereitet werden. Einzelne Geräte im Haus können die Nutzer darüber individuell steuern. Zusätzlich können die Anwender auch manuelle Einstellungen vornehmen. Zum Beispiel werden Regeln definiert, die dem EMS vorgeben, welche Geräte nicht abgedreht und welche priorisiert werden sollen, wenn wenig selbst erzeugter Strom zur Verfügung steht. So können Sie sicherstellen, dass es zu keinen Einschränkungen bei der Nutzung kommt.
Wie funktioniert ein Energiemanagementsystem?
Das EMS-Gerät wird in der Hauptverteilung des Gebäudes montiert und erfasst dort alle relevanten Energieströme im Haus: erzeugten Strom, mögliche Stromspeicherung und den steuerbaren Stromverbrauch. Anhand des analysierten Verbrauchs sowie der Wetterdaten, auf welche das EMS Zugriff hat, können Stromerzeugung und Verbrauch prognostiziert und aufeinander abgestimmt werden. Das EMS entscheidet dann selbst, wann der Energiespeicher geladen werden muss und wann steuerbare Verbraucher Strom beziehen. Zum Beispiel wird das Elektroauto dann geladen, wenn der Energieverbrauch im Haushalt gerade gering ist. Die Wetterdaten werden genutzt, um die Heizleistung an die Aussentemperatur anzupassen und so zusätzlich Heizkosten zu sparen.
Wann ist ein EMS sinnvoll?
Der Energiebedarf eines Privathaushaltes kann – je nach Grösse der Solaranlage – zu einem grossen Teil mit dem selbsterzeugten Strom gedeckt werden. Bei viel Sonnenschein, einer entsprechend grossen Solaranlage und einem geringen Stromverbrauch kann es sogar zu einer Überproduktion kommen. Diese Energie kann entweder ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Oder Sie speichern den überschüssigen Strom mittels Batteriespeicher und nutzen ihn selbst zu einem späteren Zeitpunkt.