13 Minuten nach der Abfahrt am Bahnhof Frauenfeld hält das Postauto bei der Haltestelle Iselisberg, Abzweigung. Von dort sind es ein paar Hundert Meter bis zum Weingut von Karin und Roland Lenz.
Durch und durch Pioniere
Seit über 20 Jahren sind Karin und Roland Lenz Pioniere des Bioweinbaus. Ihre Leidenschaft gilt auch heute noch dem «Weinberg der Zukunft». Auf diesem Pfad lernen sie, dem Jahreslauf folgend, die Zusammenhänge in der Natur und im Weinkeller immer wieder neu und situationsbezogen zu verstehen. Daraus leiten die beiden noch heute Innovationen ab.
Die Natur arbeiten lassen
Zuerst ahnen, beobachten und nachdenken, was überhaupt nötig ist an Eingriffen im Rebberg und im Weinkeller, und erst dann klug Massnahmen einleiten. So könnte man die Arbeitsphilosophie umschreiben. Weinberge und Biodiversitätsflächen haben die Ökounternehmer mit 31 Rebsorten und noch mehr Baum- und Sträuchersorten radikal diversifiziert. Hinzu kommt für den Boden eine fulminante Kräuter-, Blumen- und Gras-Mischung. Das Resultat: In den Rebhängen dominiert ein Mikroklima, das 31 Traubensorten beste Verhältnisse bietet und die Krankheiten der oft sensiblen Weinreben auf eindrückliche Weise in Schach hält.
Natur, Bioweine, Energieproduktion und Betriebswirtschaft
Auch betriebswirtschaftlich ist der Ansatz von Roland und Karin Lenz interessant. In ihren Rebhängen entfallen die arbeitsintensiven Spritzungen mit Pflanzenschutzmitteln (Kupfer und Schwefel) gegen Mehltau, die selbst Biowinzer bei konventionellen Rebsorten durchführen müssen. Zudem sind ihre Rebberge mit Netzen ausgerüstet, die nicht nur Schutz vor Hagel und Vogelfrass bieten, sondern gleichzeitig das vegetative Wachstum der Reben in die gewünschten Bahnen lenken.
Mit einer reduzierten Arbeitsleistung produziert das Weingut Spitzenweine, die allerhöchsten ökologischen Standards entsprechen und auch betriebswirtschaftlich interessant sind. Seit 2016 engagieren sich die beiden Winzer auch als nachhaltige Energiepioniere. Sie lagern nicht nur Wein, sondern auch selber produzierten Solarstrom. Der in Batterien gespreicherte Strom entspricht dem Stromverbrauch einer Person während zwölf Tagen.
Lob und Gold und Silber
An nationalen und internationalen Qualitätswettbewerben schicken die beiden immer wieder ihre Flaschen ins Rennen und ernten Gold- und Silberprämierungen mit höchsten Bewertungen. Ihre Leidenschaft für Innovation trägt Früchte: 2015, 2017 und 2018 sind sie Biowinzer des Jahres geworden.