Zu allen Zeiten stand ein Energieträger im Zentrum der Nutzung. Heute stehen wir am Übergang zur Energieproduktion aus Quellen, die sich erneuern können.
Im Rückblick auf die Geschichte sind Energieknappheit oder ökologische Probleme durch das Verbrennen von Holz, Kohle oder Erdöl immer wieder eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Heute droht die Gefahr, dass für den Ausstieg aus der Kernenergie wieder vermehrt fossile Energieträger eingesetzt werden, was wiederum dem Klimaschutz zuwiderläuft.
Ein energiepolitisches Dilemma also, eine eigentliche Energiekrise. Doch Krisen können auch Chancen sein, wie die Vergangenheit lehrt. Schon früher haben Krisen dazu beigetragen, dass bestehende Technologien verbessert oder neue entwickelt wurden und dass neue Gesetze den Umweltschutz stärkten. Dies kann eine Chance für die erneuerbaren Energien sein.
Holz
Am Holzfeuer wärmen sich die Menschen schon in der Steinzeit – und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bleibt Holz der wichtigste Energieträger. Und zwar nicht nur zum Heizen: Aus Holz oder Holzkohle gewonnene Wärme ist beispielsweise auch zentral, um Keramik und Ziegel zu brennen, um Metall und Salz zu gewinnen oder um Glas herzustellen. Dies führt dazu, dass in den Wäldern mehr Holz geschlagen wird, als nachwächst. Kahlschlag ist vielerorts die Folge – auch in der Schweiz. Insbesondere in Berggebieten führt dies zu Problemen. Zwischen 1830 und 1880 suchen immer wieder schwere Hochwasser den Alpenraum heim. Allein im Herbst 1868 führen heftige Gewitter in mehreren Bergkantonen zu Fluten und Murgängen, die ganze Dörfer verwüsten, Schäden von 14 Millionen Franken verursachen und 50 Menschen das Leben kosten. Wissenschaftler machen die starke Entwaldung der Berggebiete dafür verantwortlich. Diese Krise verhilft dem ersten eidgenössischen Forstgesetz zum Durchbruch.
Steinkohle
Mit der Industrialisierung läuft Steinkohle dem Holz den Rang als wichtigster Energielieferant ab. Dies aus mehreren Gründen: Die rasant wachsenden Städte können ihren Energiebedarf nicht länger aus lokalen Wäldern decken, Steinkohle ist in grösseren Mengen verfügbar, und ihre Energiedichte ist höher als jene von Holz, das heisst: Bei gleichem Volumen steckt in der Kohle mehr Energie als im Holz. Dank der Dampfmaschine gelingt es auch erstmals, Wärmeenergie in Bewegungsenergie umzuwandeln: Die Eisenbahn setzt sich durch. Und sie erlaubt es, den neuen Energieträger schnell über weite Strecken in grossen Mengen zu transportieren.
Doch unter dem massiven Verbrennen von Kohle leidet die Luft. Denn Kohle enthält deutlich mehr Schwefel als Holz, bei ihrer Verbrennung bildet sich Schwefeldioxid, das die Atemwege belastet und sauren Regen zur Folge hat. Stark betroffen sind Grossstädte wie London.
Hier entsteht der Begriff «Smog» als Zusammensetzung aus «Smoke» (Rauch) und «Fog» (Nebel). Erst als 1952 dichter Smog über mehrere Tage London in Dunkelheit hüllt und den Tod von 4 000 Menschen verursacht, reagiert die Stadt. Das Londoner Parlament beschliesst 1956 den «Clean Air Act», ein Gesetz, das für die Luftreinhaltung ein Bündel von Massnahmen vorschreibt. Die Luftqualität hat sich in den folgenden Jahren stark verbessert.
Im Dezember 1952 wird es in London tagelang nicht mehr hell. Rauchpartikel von Kohleheizungen vertrüben die Sicht, die Sterblichkeit steigt dramatisch an.
Erdöl
Mitte des 19. Jahrhunderts werden in den Vereinigten Staaten grosse Erdölvorkommen entdeckt. In die Schweiz gelangt Erdöl zunächst als Lampenöl und als Rohstoff für die pharmazeutische Industrie. Mit der Entwicklung von Explosionsmotoren kommt dann Erdöl als Treibstoff zum Einsatz und beflügelt Ingenieure zum Bau neuartiger Fahrzeuge mit eigenem Antrieb. Das Automobil ist geboren.
Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängt Erdöl die Kohle auch als Brennstoff aus Haushalten und Industrie. Grund ist einerseits wieder die höhere Energiedichte, andererseits stösst eine erdölbefeuerte Zentralheizung viel weniger Schmutz aus als ein Kohleofen.
Heute jedoch stehen zwei andere Probleme im Zentrum: Es werden zwar immer noch neue Erdölfunde gemacht, diese sind aber immer schwieriger zu fördern. Hinzu kommt ein Aspekt, der erst spät im öffentlichen Bewusstsein erkannt wurde: Fossile Energieträger heizen das Klima der Erde auf.
Darum kommen seit 1992 Regierungsvertreter aus aller Welt regelmässig zusammen, um eine Lösung für das Energie- und Klimaproblem zu finden. Im so genannten Kyoto-Protokoll verpflichten sich die Industrieländer, den Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren. Und an der Konferenz in Cancún (2010) einigen sich fast 200 Staaten darauf, dass sich das Klima gegenüber dem Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr als zwei Grad erwärmen soll.
Kernenergie
Die erste Kernspaltung gelingt deutschen Chemikern im Jahr 1938. Viele Staaten erforschen die neue Technologie intensiv. Ein Grund dafür ist, dass die Kernspaltung potente Waffen verspricht. Aber sie weckt auch die Hoffnung auf eine billige, unerschöpfliche Energiequelle.
Das erste zivile Kernkraftwerk geht 1954 in Russland ans Netz. Danach erlebt die Branche einen rasanten Aufschwung: Bis 1970 sind es weltweit 90 Kernkraftwerke. Mit Beznau 1 erhält 1969 auch die Schweiz ihr erstes Kernkraftwerk. Bis 1986 sind es weltweit rund 390 Reaktoren. Doch nach einer Kernschmelze in einem Reaktor von Tschernobyl (1986) verlangsamt sich der Bau von neuen Kernkraftwerken deutlich. Heute sind 434 Reaktoren am Netz.
Die Katastrophe in Fukushima im 2011 zeigt erneut das enorme Risiko der Kernenergie – und auch, dass trotz immer höherer Ausgaben für die Sicherheit immer ein Restrisiko bestehen bleibt. Weiter ist auch das Problem des radioaktiven Abfalls bis heute ungelöst. Der Schweizer Bundesrat hat reagiert und den Atomausstieg beschlossen.