Immer wieder steht die Frage im Raum, wie denn das mit den Herkunftsnachweisen unseres «Thurgauer Naturstroms» funktioniert. Die Thematik ist hochinteressant, aber ebenso auch komplex. Ein Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen.
Fakt ist: Elektrische Energie ist «qualitätslos»: Sie riecht nicht, sie hat keine Farbe, man kann sie nicht halten oder sehen. Ein Kilowatt Strom ist schlicht ein Kilowatt Strom. Der Strom aus der Steckdose ist von der Stromqualität gänzlich entkoppelt. Anders ist es physikalisch gar nicht möglich, da elektrische Energie keinerlei Unterscheidungsmerkmale besitzt. Einzig die Art, wie sie produziert wurde, unterscheidet sich. Und genau hierin unterscheidet sich die «Qualität» des Stroms. Es gibt erneuerbare Herstellungsarten, die wir fördern, wie Solarstrom, Biogas, Windenergie etc. Und dann gibt es Herstellungsarten, die nicht gefördert werden, sondern von denen wir wegkommen wollen, wie Kernenergie oder Energie aus Kohlekraftwerken. Soweit, so klar.
Die Herausforderungen mit der Energie
Unser gesamtes Stromnetz, bestehend aus Stromproduzenten (vom AKW bis hin zur Solaranlage auf dem Dach Ihres Nachbarn) und Verbrauchern (wir alle, die Industrie, ÖV etc.), darf keinesfalls aus der Balance kommen. Balance heisst hier: Es muss jede Sekunde exakt gleich viel Energie ins Netz eingespeist werden, wie zur selben Zeit bezogen wird. Würde zu viel Energie eingespeist oder aber zu wenig, gäbe es starke Stromschwankungen, was unsere elektrischen Geräte zerstören würde und im schlimmsten Fall sogar einen Black Out zur Folge hätte. Daher müssen wir zwingend elektrische Energie aus dem Ausland importieren, wenn wir selber zu wenig herstellen können, und exportieren sie ins Ausland (oder nehmen die Produzenten vom Netz), wenn wir zu viel Energie haben. Das passiert alles laufend, Tag und Nacht, in Bruchteilen von Sekunden.
Ein «See» aus Energie
Die Energie, die in unserm ganzen Land fliesst, kann man sich vereinfacht als «See» vorstellen, wo verschiedene Hersteller ihre Energie («Wasser») einspeisen und wo auch wieder Energie über Elektrizitätswerke entnommen wird. Verständlicherweise ist der Anteil von Kernenergie in diesem «See» recht hoch, schlicht weil die AKWs der Schweiz anteilsmässig sehr viel Strom produzieren. Hier nun aber die gute Nachricht: Mit jeder neuen Solar-, Biogasanlage etc. wächst auch der Anteil von erneuerbar produzierten Energie in diesem «See» stetig und macht damit auch einen immer grösseren Anteil aus. Und genau dies ist ja unser erklärtes Ziel: Die Erneuerbaren Energien fördern, bis wir irgendwann nur noch solche in unserm «See» haben. Energie ohne Herkunftsnachweis ist übrigens schon bald nicht mehr erlaubt. So weiss man immer, welcher Strommix am Schluss beim Verbraucher aus der Steckdose.
Die Sache mit den Zertifikaten
Wenn beispielsweise der Besitzer einer Thurgauer Solaranlage seinen Solarstrom über den vorgegebenen Weg via Elektrizitätswerk in den «See» einspeist, bekommt er vom EW nur den Preis für die physikalisch gelieferte Kilowattstunde, den auch jeder andere Stromproduzent für seine Energie bekommen würde. Wir aber wollen ja genau diese lokal hergestellte Thurgauer Energie aus erneuerbaren Quellen fördern und zahlen dem Produzenten dieses Stroms daher auch mehr, nämlich zusätzlich noch den Ökologie-Betrag. Damit fördern wir mit dem «Thurgauer Naturstrom» bewusst diese Art der Stromproduktion, und erhöhen damit schliesslich auch den Anteil so hergestellter, erneuerbarer Energie in unserm «See».
Es ist eindrücklich: Mittlerweile produzieren rund 1300 Solaranlagen, 14 Kleinwasserkraftwerke sowie zwei Biogasanlagen Energie für unsern «Thurgauer Naturstrom». Oder in Zahlen: rund 58 Gigawattstunden sind 2019 im Thurgau für den Thurgauer Naturstrom produziert worden. Das ist in etwa die Strommenge, die rund 13 000 vierköpfige Familien pro Jahr verbrauchen. Und damit alles Energie, die wir nicht in den Thurgau importieren müssen, die nicht aus einem Kernkraft- oder Kohlewerk stammt. Eindrücklich, oder?
Jede Bestellung des «Thurgauer Naturstrom» hilft
Um kontinuierlich mehr grünen Strom anzubieten und damit, wie oben aufgezeigt, den Strommix im «See» in Richtung erneuerbarer Energien weiterhin positiv zu beeinflussen, freuen wir uns über jeden einzelne Thurgauerin, jeden einzelnen Thurgauer, der mit dem «Thurgauer Naturstrom» regional produzierte erneuerbare Energie unterstützt. Wie das geht? Ganz einfach: Sie können hier Ihren gewünschten Strommix bestellen und dann fortan mit einem guten Gewissen Ihre Thurgauer Energie beziehen.
Danke, dass auch Sie unseren regional produzierten Thurgauer Naturstrom unterstützen.